Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt bringt seit vielen Jahren Akteure aus dem ganzen Landkreis an einen Tisch, um Jugendliche und Kinder vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums des Arbeitskreises wurde der Startschuss für das von der FrauenHilfe Freudenstadt e.V. entwickelte Präventionsprojekt an Schulen „Liebe braucht Respekt“ gegeben.
Untersuchungen verdeutlichen, dass Beziehungsgewalt nicht nur ein Problem unter Erwachsenen ist, sondern bereits in erheblichem Umfang unter Jugendlichen stattfindet.
Dunkelstudien haben gezeigt, dass Schätzungsweise 10 bis 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind. Häusliche Gewalterfahrungen sind für Kinder und Jugendliche sehr belastend, unabhängig davon, ob Kinder selbst angegriffen oder Zeugen der Übergriffe werden. Gewalt zwischen den Eltern mitzuerleben, zu sehen und zu hören, stellt ein Risikofaktor für die Entwicklung eigenen Gewaltverhaltens und die Gewaltakzeptanz bei Kindern und Jugendlichen dar: Mädchen und Jungen „lernen“, dass Gewalt in Beziehungen normal ist und sind gefährdet, diese Verhaltensweisen später selbst auszuüben oder zu erleiden.
Es fällt auf, dass Jugendliche unter „Gewalt in Beziehungen“ insbesondere extreme körperliche oder sexuelle Gewalt verstehen. Andere Formen von Gewalt wie sexuelle Belästigung, emotionale Gewalt oder verbale Attacken werden oft nicht mit dem Gewaltbegriff in Verbindung gebracht. Diese Banalisierung der Gewalt hat zur Folge, dass viele Jugendliche sich selbst nicht als Opfer oder Täter/in sehen. Vielmehr wird Beziehungsgewalt (bzw. häusliche Gewalt) als ein Phänomen unter Erwachsenen verstanden. Mit dem Präventionsprojekt wird den Jugendlichen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik in ihren Beziehungen ermöglicht. Sie lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und respektvoll miteinander umzugehen. Es werden Warnsignale bzw. Vorstufen von Gewalt erläutert und über Hilfsangebote und die rechtlichen Grundlagen informiert. Erste Rückmeldungen haben gezeigt, dass es den Schülern und Schülerinnen bewusst wurde, dass diejenigen, die von Gewalt betroffen sind, darüber sprechen müssen, um Unterstützung zu erhalten und sie haben gelernt, wo sie diese erhalten können.
Präventionsarbeit gegen häusliche Gewalt im Allgemeinen und Gewalt in jungen Beziehungen im Besonderen ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die eine gut vernetzte und abgestimmte Kooperation zwischen Schulen und Facheinrichtungen vor Ort erfordert.
Das Präventionsprojekt ist für die Schulen kostenfrei und wird dankenswerterweise vom Jugendfonds des Landkreis Freudenstadt in diesem Jahr mit 800 Euro gefördert.